Samstag, 11. Februar 2012

Gasteintrag: erste Eindrücke

Wie ich in meinem letzten Eintrag erwähnt habe, sind meine Mutter und mein Bruder aufgebrochen, um mich hier zu besuchen. Hier ein paar Eindrücke von Sebstian:
Inzwischen sind wir in Indien angekommen und haben die ersten Tage auch schon überlebt. Chennai, die Stadt in der wir uns gerade noch befinden, ist vor allem laut, heiß, und chaotisch. Aber man gewöhnt sich relativ schnell daran. Die ersten drei Tage musste meine Schwester noch arbeiten, deswegen habe ich sie die ersten zwei Tage mit in ihre Schule für geistig behinderte Kinder begleitet. Da einer der Lehrerinnen von Tabeas Klasse fehlte, wurde ich gleich mit eingespannt. Einer der ersten Aktivitäten an diesem Tage war ein Spaziergang durch die Straßen Chennais. So habe ich meinen erste große Runde durch eine indische Stadt mit zwei behinderten Kindern an der Hand gedreht. Das war gar nicht so einfach, da es in Indien wohl nur eine Verkehrsregel gibt, an die sich tatsächlich gehalten wird: Wer die größte Hupe hat, darf fahren. Theoretisch herrscht hier Linksverkehr, in der Praxis fahren die Leute aber dort, wo Platz ist. Man kann sich sicher sein, wenn irgendwo in einem der zahlreichen kleinen Gassen ein Auto stecken bleibt, dass dann sofort ein Rudel Mopedfahrer auf beiden Seiten hervorgeschossen kommt. Doch zurück zur Schule. Einer großen Projekte der Schule ist zur Zeit, mit Kindern ein Theaterstück aufzuführen. Deswegen finden jeden Tag mehrere Proben statt, wenn nicht gerade wieder der Strom ausgefallen ist. Da am zweiten Tag die Cheffin des ganzen Schulverbandes da war, vor der das Kollegium sehr viel Respekt hat, gab es sogar eine Aufführung. Das Projekt ist jedenfalls sehr ehrgeizig, da die meisten Kinder nicht einmal Sprechen können. Dementsprechend anstrengend ist der Alltag dort auch.

Am zweiten Tag wurden wir über die Schulleiterin zu einer indischen Hochzeitsempfang eingeladen. In Indien dauern die Heiratsfeierligkeiten mehrere Tage an, der besagt Empfang ist aber die vermutlich am wenigsten feierlichste Veranstaltung. Da werden vorallem entfernte Bekannte und Verwandte eingeladen und der Gastgeber kann zeigen wie wichtig er ist. Da bei unserer Hochzeit jemand sehr reiches geheiratet, war das auch eine richtige Großveranstaltung mit bestimmt 500 Gästen. So ein Empfang folgt einem festen Protokoll, als ersten treffen sich alle im Saal, dann gehen alle einmal auf die Bühne, um dem Brautpaar zu gratulieren, anschließend geht man in den Essenssaal und bekommt eine indische Mahlzeit serviert. Nach einer Stunde war schon alles vorbei.

Indisches Essen ist ein Kapitel für sich. Es gibt defakto hier kein Fleisch. Reis oder Brot mit Curries (stark gewürzte Soßen mit Gemüse) sind die Norm. Außerdem wird grundsätzlich mit den Fingern gegessen, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Man durschmischt sich mit Fingern der rechten Hand die Soße mit dem Reis, formt dann kleine Klümpchen und schiebt sich diese in den Mund. Die linke Hand ist unrein und darf auf keinen Fall benutzt werden.

Heute wird unser Aufenthalt in Chennai enden, wir brechen dann gleich nach Mallalampuram und von dort aus dann nach Richtung Madurai. Da wird es dann hoffentlich auch etwas ruhiger.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Indien

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