Dienstag, 21. Februar 2012

Gasteintrag: Indea II

Von Chennai sind wie schon erwähnt nach Mamalapurram gefahren. Mamalapurram ist ein kleines Fischerdorf, was aber aufgrund der zahlreichen historischen Tempelanlagen und dem besten Sandstrand der Westküste Indiens bei Touristen sehr beliebt ist. Zunächst war es sehr angenehm, mal wieder auf der Straße zu laufen, ohne um sein Leben fürchten zu müssen. Die Tempelanlagen waren auch sehr beindruckend. Mittem im Dorf gibt es einen Bereich, in dem sich rote Granitfelsen über das Dorf erheben und dort wurden im 4. Jahrhundert zahlreiche Höhlentempel mit sehr kunstvollen Reliefs in den Stein geschlagen. Auch dort zu finden ist der sogennate Butter Ball, eine riesige Granitkugel, die auf einer schrägen Fläche liegt und scheinbar jeden Moment ins Rollen geraten könnte. Dazwischen springen überall freilaufende Ziegen herum, die kein bisschen scheu sind. Ingesamt war die Atmosphäre dort sehr angenehm.

Von Mamalapurrum ging es dann weiter nach Puducherry, einer ehemaligen französischen Koloniestadt. Davon ist das Stadtbild immer noch sehr geprägt. Die Straßen tragen fast alle noch französische Namen und außerdem ist es ungewöhnlich sauber und ruhig für eine indische Stadt. Einen großen Einfluss auf die Stadt hat der Sri Aurobindo Ashram, eine ehemals spirituelle Glaubensgemeinschaft, die seinen Mitgliedern ein vollkommenes Leben ermöglichen sollte, die aber sehr gewachsen ist und heute auch die größte Wirkschaftkraft der Stadt ist. Höhepunkt war die Besichtigung einer Papierfabrik unter Leitung des Ashrams, in der man das Färben der Papiere mit Batiktechniken beobachten konnte.

Nächste Station unserer Reise war Chidambaram, eine ansonsten unbedeutende Kleinstadt, wenn es nicht eine gigantische Tempelanlage gäbe. Das 150m mal 300m große Areal wird von vier großen Tortürmen und einer Mauer begrenzt. Der größte Turm ist über 50m hoch, jeder einzelne ist mit hunderten Figuren verziehrt. Das eingentliche Heiligtum im Zentrum der Anlage ist von einer riesigen umlaufenden Säulenhalle umgeben. Außerdem gibt es ein großes Wasserbecken, in dem Pilger ein traditionelles Bad nehmen und ihre Kleidung waschen und eine Tanzhalle deren Dach von 1000 Säulen getragen wird. Am beindruckensten war aber das aktive Tempelleben. Regelmäßig wurden Götter unter Glockengeleut mit Büffelmilch übergossen, um sie milde zu stimmen, das Geschehen wurde jedesmal von hunderten betenden Hindus verfolgt. Ingesamt war dieser Tempel der beindruckentste, den wir bis jetzt gesehen haben.

Von Chidambaram haben wir noch einen kleinen Ausflug in die in der Nähe liegenden Mangrowenwälder gemacht. Dort angekommen haben wir uns spontan mit einer Gruppe indischer Touristen zusammen getan und eine gemeinsame Bootstour gebucht. Dort ging es auf winzigen Kanälen unter den tiefhängenden Mangrowen durch, so dass man sich ständig ducken musste, um nicht hängen zu bleiben. Die Tour war sehr kurzweilig, schon weil unsere indischen Begleiter uns die ganze Zeit mit indischen Volksliedern unterhalten haben.

Von dort ging es weiter nach Thanjavur, doch gleich wird das Internet abgeschaltet, so dass ich davon ein andermal berichten muss.

Samstag, 11. Februar 2012

Gasteintrag: erste Eindrücke

Wie ich in meinem letzten Eintrag erwähnt habe, sind meine Mutter und mein Bruder aufgebrochen, um mich hier zu besuchen. Hier ein paar Eindrücke von Sebstian:
Inzwischen sind wir in Indien angekommen und haben die ersten Tage auch schon überlebt. Chennai, die Stadt in der wir uns gerade noch befinden, ist vor allem laut, heiß, und chaotisch. Aber man gewöhnt sich relativ schnell daran. Die ersten drei Tage musste meine Schwester noch arbeiten, deswegen habe ich sie die ersten zwei Tage mit in ihre Schule für geistig behinderte Kinder begleitet. Da einer der Lehrerinnen von Tabeas Klasse fehlte, wurde ich gleich mit eingespannt. Einer der ersten Aktivitäten an diesem Tage war ein Spaziergang durch die Straßen Chennais. So habe ich meinen erste große Runde durch eine indische Stadt mit zwei behinderten Kindern an der Hand gedreht. Das war gar nicht so einfach, da es in Indien wohl nur eine Verkehrsregel gibt, an die sich tatsächlich gehalten wird: Wer die größte Hupe hat, darf fahren. Theoretisch herrscht hier Linksverkehr, in der Praxis fahren die Leute aber dort, wo Platz ist. Man kann sich sicher sein, wenn irgendwo in einem der zahlreichen kleinen Gassen ein Auto stecken bleibt, dass dann sofort ein Rudel Mopedfahrer auf beiden Seiten hervorgeschossen kommt. Doch zurück zur Schule. Einer großen Projekte der Schule ist zur Zeit, mit Kindern ein Theaterstück aufzuführen. Deswegen finden jeden Tag mehrere Proben statt, wenn nicht gerade wieder der Strom ausgefallen ist. Da am zweiten Tag die Cheffin des ganzen Schulverbandes da war, vor der das Kollegium sehr viel Respekt hat, gab es sogar eine Aufführung. Das Projekt ist jedenfalls sehr ehrgeizig, da die meisten Kinder nicht einmal Sprechen können. Dementsprechend anstrengend ist der Alltag dort auch.

Am zweiten Tag wurden wir über die Schulleiterin zu einer indischen Hochzeitsempfang eingeladen. In Indien dauern die Heiratsfeierligkeiten mehrere Tage an, der besagt Empfang ist aber die vermutlich am wenigsten feierlichste Veranstaltung. Da werden vorallem entfernte Bekannte und Verwandte eingeladen und der Gastgeber kann zeigen wie wichtig er ist. Da bei unserer Hochzeit jemand sehr reiches geheiratet, war das auch eine richtige Großveranstaltung mit bestimmt 500 Gästen. So ein Empfang folgt einem festen Protokoll, als ersten treffen sich alle im Saal, dann gehen alle einmal auf die Bühne, um dem Brautpaar zu gratulieren, anschließend geht man in den Essenssaal und bekommt eine indische Mahlzeit serviert. Nach einer Stunde war schon alles vorbei.

Indisches Essen ist ein Kapitel für sich. Es gibt defakto hier kein Fleisch. Reis oder Brot mit Curries (stark gewürzte Soßen mit Gemüse) sind die Norm. Außerdem wird grundsätzlich mit den Fingern gegessen, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Man durschmischt sich mit Fingern der rechten Hand die Soße mit dem Reis, formt dann kleine Klümpchen und schiebt sich diese in den Mund. Die linke Hand ist unrein und darf auf keinen Fall benutzt werden.

Heute wird unser Aufenthalt in Chennai enden, wir brechen dann gleich nach Mallalampuram und von dort aus dann nach Richtung Madurai. Da wird es dann hoffentlich auch etwas ruhiger.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Indien

Sonntag, 5. Februar 2012

Was gibt´s denn zu erzählen?

 
Ich hab mich ja jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gemeldet, da wird es wohl doch mal wieder Zeit, etwas von mir hören zu lassen.
Die letzte Zeit war geprägt von anstrengenden Theaterproben in der Schule, vielen neuen Bekanntschaften und Vorfreude auf den nahenden Besuch von Mama und Sebastian.
     Unser Theaterstück handelt von der Erschaffung des Universums bis zur Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Jedes Kind hat mindestens eine kleine Rolle bekommen, was mich sehr erfreut. Zu Beginn dachte ich, dass es fast unmöglich sein würde, so etwas mit unseren Schulkindern zu machen. Doch ich war positiv überrascht, wie schnell sie sich einprägen, welche Rolle sie spielen müssen. Natürlich werden sie trotz alledem tatkräftig von uns Lehrern unterstützt, ansonsten wäre das Ganze tatsächlich nicht realisierbar. In einem Monat ist es dann soweit: wir werden unser Stück vor einem Publikum, bestehend aus den stolzen Eltern und sonstigen Fans, zum besten geben. Bis dahin liegt aber noch eine ganze Menge Arbeit vor uns. Kostüme müssen genäht werden, Kulissen gebaut und es muss noch an den Einzelheiten des Verlaufes geschliffen werden.
     Ich gehe immer noch begeistert zweimal wöchentlich zum Tanzen. Es ist so schön unter jungen Leuten zu sein und mittlerweile habe ich schon ein paar Kontakte knüpfen können.
     Übermorgen ist dann der große Tag: Mama und Sebastian werden spät abends hier bei mir eintreffen. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen, dass sie hier, in diese komplett anderen Welt reinstolpern werden. Ich freue mich schon sehr darauf, ihnen mein Leben hier ein bisschen zeigen zu können, aber die beiden wollen natürlich auch ganz viele Sehenswürdigkeiten in Südindien abklappern.
Vorletztes Wochenende haben wir einen Ausflug in die 530 km südlich gelegene Kleinstadt Kodaikanal gemacht. Weil wir ziemlich spontan gefahren sind und weil gerade Feiertag war, haben wir geschlagene 24 Stunden für die Hinfahrt gebraucht. Für den Rückweg haben wir nur 12 Stunden benötigt. Die anstrengende Fahrt hat sich aber gelohnt. So haben wir das Erntedankfest „Pongal“ in einem sehr idyllischem Umfeld verbracht. Hier ein paar Impressionen:
traditionell wird die Süßspeise Pongal zubereitet

großes Tohuwabohu um die Touristen



 


 


 



 
 

unsere Behausung...

...und der Blick, wenn man die Tür öffnet