Montag, 16. April 2012

Gasteintrag: Indea IV

Das letzte Mal musste ich meinen Bericht mit unserer Abreise von
Mysore unterbrechen, an dieser Stelle möchte ich heute fortsetzen.
Nächstes Ziel  unserer Reise war Hampi, welches wir wieder mit dem Zug
ansteuerten. Aufgrund der großen Distanz, über 500km, eine recht
langwieriges Unterfangen. Der Zug braucht für die Strecke fast 13
Stunden. Allerdings trafen wir im Zug einen anderen Reisenden, der
auch nach Hampi wollte, wodurch die Fahrt dann doch recht kurzweilig
wurde. Er erzählte uns von seiner aktuellen und früheren Indienreise.
Er hat uns  dann auch gleich für verrückt erklärt, als wir ihm sagten,
dass wir nur drei Tage in Hampi bleiben wollen. Er wurde gerade
Mysores nach zweieinhalb Monaten Aufenthalt überdrüssig und plante für
wenigstens einen Monat in Hampi zu bleiben, obwohl er schon mehrere
Male dort gewesen ist.

Als wir dann in Hampi angekommen sind, stellte sich natürlich als
erstes wieder die Aufgabe, eine Unterkunft zu finden. Dies war hier
aber besonders einfach, da fast jeder Dorfbewohner wenigstens einige
wenige Zimmer vermietet und, da die Touristensaison sich schon
bedrohlich dem Ende näherte, diese auch überwiegend frei waren.
Dementsprechend wurden wir als potentielle Kunden umworben und konnten
die beste Unterkunft aus zahlreichen Angeboten auswählen. Entschieden
haben wir uns für eine winziges Gästehaus mit gerade einmal drei
Zimmern, das sich so unauffällig in die Gassen Hampis eingefügte, dass
wir in der Folgezeit mehrfach an unserer Unterkunft vorbeigelaufen
sind und nur Dank des Zurufs unserer Wirtin, die direkt vor ihrem
Gästehaus einen kleinen Kiosk betreibt, zurückfanden.

Heute ist Hampi nur noch ein kleines Dorf mit gerade einmal 2000
Einwohnern, doch im 14. Jahrhundert war es die Hauptstadt des
Königreiches Vijayanagar mit vermutlich etwa 500 000 Einwohnern. Die
Ruinen dieser für damalige Verhältnisse sehr großen Stadt verteilen
sich auf einem riesigen Gebiet rund um das heutige Dorf. Man  findet
kaum einen Stein, der nicht in irgendeiner Form Spuren von Bearbeitung
zeigt.

Sehr angenehm ist auch die Atmosphäre im Dorf selbst. Aufgrund der
überschaubaren Größe trifft man immer wieder auf die selben Leute.
Gleich an unserem ersten Abend haben wir beim Abendessen einen
französischen Photographen kennengelernt. Am folgenden Abend wollten
wir den Sonnenuntergang vom Hügel gleich neben dem Tempel beobachten.
Dort angekommen, trafen wir auf eine bunt zusammengewürfelte Gruppe
Reisender, bestehend aus einer Engländerin, einem Israeli, zwei
deutschen Mädchen, einem englischen Paar und einem Holländer, welche
die selbe Idee hatten wie wir. Sie hatten sich erst in Indien
getroffen, waren aber schon  eine Weile zusammen gereist. Außer uns
gesellte sich noch ein Amerikaner hinzu.

Nachdem die Sonne untergegangen war, verabredeten wir uns alle zu
einem späteren gemeinsamen Abendessen. Bei der Suche nach einem
schönen Restaurant, ist uns dann auch noch unser Reisegefährte aus dem
Zug nach Hampi über den Weg gelaufen, der sich nun ebenfalls unserer
Gruppe anschloss. Die Engländerin hatte wiederum  noch ein "Date" mit
einem ominösen Franzosen, worüber sich der Rest der Gruppe schon den
ganzen Abend amüsiert hatte. Es war natürlich der Photograph vom
Vorabend, so dass wir mit all unseren Bekanntschaften aus Hampi in dem
gemütlichen Dachgartenrestaurant.den Tag gemeinsam ausklingen ließen.

Von Hampi aus traten wir dann die Rückreise nach Chennai an, aufgrund
der großen Entfernung aber noch mit einem Zwischenstopp in Bangalore.
Dort hatte uns Tabea eine Übernachtung bei den Eltern eines ehemaligen
Austauschschülers, mit dem sie noch in freundschaftlichem Kontakt
steht, vermittelt.. Auf diese Weise konnten wir die Zeit in Bangalore
wunderbar genießen, da unsere Gastgeber weder Mühe noch Kosten gespart
haben, unseren Aufenthalt bei ihnen so angenehm wie nur möglich zu
gestalten.

Nach einem echt indischen Frühstück in einem ganz besonderen
historischen Lokal, besichtigten wir gemeinsam den Botanischen Garten,
welcher eine der umfangreichsten Baumsammlungen der Welt beherbergt,
sowie die Sommerresidenz des früheren Könighauses von Mysore. Danach
ein exzellentes Mittagessen in einem nordindischen
Spezialitätenrestaurant und anschließend statteten wir der MG Road,
der größten Einkaufsstraße Bangalores einen Besuch ab.

Am Abend ging es dann weiter mit dem Nachtzug nach Chennai, wo wir am
nächsten Morgen in aller Frühe eintrafen. Kaum das wir Tabeas WG
erreicht hatten, mussten wir schon wieder aufbrechen, da für diesen
Tag  ein Besuch des Vedanthangal-Vogelparks geplant war. Diese
Exkursion wurde von einer Gruppe Inder organisiert, die regelmäßig
solche Ausflüge unternehmen, wobei  Tabeas WG sie schon einige Male
begleiten durfte. Zuvor hatten wir die Gelegenheit, zwei weitere
Tempel kennenzulernen und den  Vandalur-Zoo zu besuchen. Das ist
immerhin der größte Zoo Indiens und Herberge für einige weiße Tiger.
Erst am Abend erreichten wir den Vogelpark, weil zu dieser Zeit die
meisten Vögel zu beobachten  sind.. Eigentlich ist der Park ein See,
in dem Bäume stehen. Von einem Uferweg können die Besucher die
unzähligen Vögel ansehen. Außerdem besteht die Möglichkeit, von einem
Aussichtsturm mit einem Fernrohr das Getümmel näher zu betrachten.
Wohl schon seit Menschengedenken sammeln sich auf diesem See mehrere
tausend Wasservögel zum Brühten.. Die ortsansässigen Menschen haben
schon sehr früh verstanden, dass der Vogelkot, der massenweise im See
landet und so auch ins Grundwasser gelangt, auf natürliche Art die
umliegenden Felder düngt. So stand der See schon unter Schutz, bevor
überhaupt so etwas wie ein Naturschutzbewusstsein aufkam.

Der nun folgende letzte Tag unserer Indienreise war hauptsächlich mit
Packen ausgefüllt, aber immerhin haben wir noch einmal den Strand
besucht und dabei auch die in unmittelbarer Nähe liegenden University
of Madras besichtigt, wo wir gleich vom Rektor empfangen wurden. Er
hat uns einen kurzen Abriss über die Geschichte seines Hauses gegeben,
während er ununterbrochen Dokumente unterschrieb.

Am späten Abend hieß es dann Abschied nehmen von Indien und Tabea und
nach vier Wochen Aufenthalt traten wir unseren Rückflug nach
Deutschland an. Damit ging eine sehr ereignis- und abwechslungreiche
Zeit zu Ende, in der wir unglaublich viel erlebt haben.

Dienstag, 6. März 2012

Gasteintrag: Indea III

Hallo,

nach langer Pause habe ich mal wieder Gelegenheit etwas zu schreiben. Inzwischen sind wir zurück in Chennai und werden heute Nacht wieder nach Hause fliegen. Doch zurück zu Thanjavur, wo ich das letzte mal abbrechen musste.

Als wir dort angekommen sind, mussten wir leider feststellen, dass die meisten Quartiere entweder voll oder vollkommen inakzeptabel waren, da dass alljährige Tanzfestival nur noch wenige Tage entfernt war. Nachdem wir fast den ganzen Tag durch erfolglos durch die Stadt gezogen sind, haben wir am späten Nachmittag eine gerade noch akzeptable Unterkunft gefunden. Dadurch ging uns effektiv ein Tag unserer Reise verloren und wir mussten eine Station, Trichy, von der uns andere Reisende erzählten, dass sie den dortigen Tempel am schönsten fanden, leider auslassen.

Thanjavur ist eine indische Kleinstadt mit etwa einer Viertel Million Einwohner, die abseits ihrer zwei Sehenswürdigkeiten, den Brihadeshvara-Tempel und den Palast der Nayaks, leider nichts zu bieten hat. Das Stadtbild ist ziemlich trist.

Der Tempel wurde bereits im elften Jahrhundert erbaut und zeichnet sich vor allem durch seinen großen Pyramidenturm, der zu keiner Tageszeit einen Schatten wirft und durch den größten lingam (Phallus-Symbol) Indiens mit 3,50m Höhe und 12m Umfang. Der Palast ist leider wegen mangelnder Pflege größtenteils verfallen, birgt aber eine sehr wertvolle Bibliothek, die einen Teil ihres sehr wertvollen Bestandes an alten Manuskripten, teilweise aus Palmblättern gefertigt, in einer Austellung präsentiert. Bücherfreunde werden aber ob der Lagerungsbedingungen nur mit dem Kopf schütteln. Die Bücher werden in einfachen Metallschränken in Räumen ohne Klimatisierung aufbewart, ein Alptraum für die Bücher bei der hohen Luftfeuchtigkeit im Monsun.

Von Thanjavur ging es dann sofort weiter nach Madurai, laut Reiseführer ein Highlight jeder Indienreise, dass man auf keinen Fall verpassen sollte. Wir waren aber eher enttäuscht. Die Stadt kann wahrscheinlich mit schlechtesten Luft in ganz Südindien aufwarten, da sich rund um die Uhr der Verkehr zäh durch die verwinkelten Straßen schiebt. Außerdem ist die Stromversorgung hier so unzuverlässig, dass die Generatoren, die fast jeder vor seinem Haus zu stehen hat, gefühlt ununterbrochen laufen.

Der Sri-Meenakshi-Tempel ist die Hauptattraktion der Stadt, einer der bekanntesten Tempel Südindiens, der täglich von etwa 100000 Menschen besucht wird. Trotz der architektonisch sehr beeindruckenden Anlage waren wir eher enttäuscht, da wir uns nicht wie in einem Tempel gefühlt haben, sondern eher wie auf einem Bazar. Die zentralen Bereiche waren für nicht hinduistische Besucher abgesperrt uns so für uns unzugänglich, die umgebenden Hallen werden vor allem für Marktstände genutzt. In allen Tempeln ist üblich, dass man seine Opfergaben direkt vor Ort erwerben kann, die Stände hier waren aber vor allem auf die zahlreichen indischen Touristen ausgerichtet. So konnte man problemlos zum Beispiel Spielzeugwaffen und anderes Plastikspielzeug direkt im Tempel erwerben.

Zum Ausgleich haben wir uns in einem größten Hotel der Stadt uns in die Luxus-Suite eingemietet. Die Nacht war zwar so teuer eine Woche Aufenthalt in einer günstigen Unterkunft, aber mit umgerechnet 60€ preislich noch vertretbar. Da wir um Mitternacht angekommen sind und dank 24-Stunden-Checkout konnten wir auch effektiv zwei Nächte bleiben.

Madurai markierte auch das Ende unserer gemeinsamen Reise mit Tabea, die wieder zurück nach Chennai musste. Wir sind mitten in der Nacht in unserer Zug nach Kochi gestiegen, Tabea ist am nächsten Tag mit dem Bus zurückgekehrt. Züge sind nach dem Flugzeug die bequemste Art und Weise in Indien zu reisen. Große Distanzen überwindet man am bestem mit dem Nachtzug, da es dann in den Zügen angenehm kühl ist und jedem Fahrgast eine einfache Pritsche zur Verfügung steht, auf der man seinem Ziel entspannt entgegenschlafen kann. Außerdem kann man tagsüber von dem Zugpersonal, das im Fünf-Minuten-Takt durch den Zug wetzt, Getränke, Snacks und vollwertige Mahlzeiten für kleines Geld erwerben.

Die Strecken zuvor haben wir alle mit den lokalen Regierungsbussen bewältigt. Deren System erscheint am Anfang für den Reisenden vollkommen undurchschaubar, da die Busse im Normalfall sehr voll sind und Ziele der Busse nicht mit lateinischen Buchstaben geschrieben werden, so dass man nur durch Nachfragen beim Personal oder anderen Fahrgästen den richtigen Bus findet, doch eigentlich ist es ziemlich genial. Die Preise der staatlich betriebenen Busse sind so niedrig angesetzt, dass es sich wirklich jeder leisten kann. So bezahlt man für 100km Strecke etwa einen Euro. Außerdem ist der Bedarf an Bussen so hoch, dass sie ständig fahren. Im Normalfall haben wir gar nicht warten müssen, wenn doch, dann nicht länger als eine Viertel Stunde. Der Komfort dagegen ist dagegen sehr eingeschränkt. Die Busse sind nur dem Nötigsten ausgestattet, bequeme Sitze, Fenster oder gar verschließbare Türen zählen nicht dazu.

Gleich auf der zweiten Fahrt mit einem solchen Bus, hatten wir unser dramatischstes Erlebnis auf der ganzen Reise. Ein entgegengekommenes Motorrad kollidierte mit unserem Bus. Zum Glück hat der Fahrer keine ernsthaften Verletzungen erlitten, das Nachspiel des Unfalles war aber beängstigend. Da in Indien fast niemand versichert ist, enden Unfälle fast immer in Streit, so auch in unserem Fall. Der Motorradfahrer stürmte in den Bus vor zum Fahrer, und es hatte den Anschein, al ob er den Busfahrer am liebsten gleich an Ort und Stelle umbringen würde. Die anderen Fahrgäste haben ihn aber aufgehalten und gewaltsam aus dem Bus gedrängt, während alle Beteiligten sich gegenseitig angeschrien haben. Wir saßen dazwischen auf unseren Plätzen und wussten nicht, was als nächstes passieren würde. Der Bus ist dann noch ein Stückchen weiter gefahren, dann mussten aber alle Fahrgäste aussteigen, so dass wir den nächsten Bus nehmen mussten. Das war in so fern problematisch, das der nächste Bus natürlich genau so voll sein würde, wie der, den wir genommen haben. Und wenn es um Sitzplätze geht, kennen die Inder keinen Spaß. Sobald der Bus eintraf, entstand ein furchtbares Gedrängel an den Türen des Busses. Zum Glück kannten wir schon das Phänomen schon und gelangten gerade so noch an Bord des Busses. Ich stands noch auf der untersten Trittstufe, als der Bus losfuhr.

Nach diesem Einschub zurück zu unserem Reiseverlauf. Unser nächsten Ziel war Fort Kochi. Kochi bzw. das heutige Ernakulam war schon immer ein bedeutender Hafenstandort. Die Bebauung des historischen Stadtteils Fort Kochin, der auf einer vorgelagerten Halbinsel liegt, ist nach wie vor von Kolonialzeit, in der es von den Portugiesen besetzt war, geprägt. Die alten und inzwischen teilweise baufälligen Kolonialzeitgebäude werden immer noch zur Lagerung und Weiterverkauf der Waren genutzt. Photomotiv Nummer Eins auf in Fort Kochi sind die chinesischen Fischernetze, die sich am Strand an der Spitze der Halbinsel befinden. Die massiven Holzkonstruktionen, für deren Betrieb ein halbes Dutzend Männer benötigt wird, ziehen zahlreiche Besucher insbesondere zu jedem Sonnenuntergang an. Viel gefangen wird aber nicht, mir scheint, dass sie nur noch wegen ihrer touristischen Bedeutung existieren.

Gleich um die Ecke kann man sich eine Vorstellung der berühmten  Kathakali-Tänze ansehen. Besonders eindrucksvoll ist das Make-Up der Tänzer, die dafür eine ganze Stunde geschminkt werden.

Von Fort Kochi haben wir auch noch einen Ausflug in die benachbarten Backwaters unternommen. Der südliche Teil der Westküste Indiens ist von einem dichten Netz Meerwasser gefüllter Kanäle durchzogen, die es auf eine Gesamtlänge von über 900km bringen. Wir haben uns dort per Boot etwa sieben Stunden lang durch die Kanäle staken lassen.

Insgesamt war der Aufenthalt in Kochi sehr angenehm, auch weil es dort sehr sauber ist und ruhig zugeht, auch wenn der Stadtteil auf Grund seiner hohen touristischen Bedeutung etwas künstlich wirkt.

Der nächste Programmpunkt unsere Reise war eine Fahrt mit dem Blue Mountain Express, einer Schmalspurbahn, die zwischen Metupalaiyam und Ooty verkeht, welches sich in 2200m Höhe in Bergen befindet. Zwar benötigt der Zug für die knapp 50km Strecke fast fünf Stunden, dafür ist die Fahrt aber landschaftlich sehr beeindruckend.

Erwartungsgemäß war das Klima in Ooty auf Grund seiner Höhe recht kühl, so dass man bei angenehmen 25°C den Ort erkunden konnte. Die nächtliche Kälte hat uns aber dann doch sehr überrascht. Ich hatte wenigstens noch einen Schlafsack dabei, meine Mutter hat aber unter ihrer dünnen Decke bei 10°C im Zimmer doch sehr gefroren. Außerdem hatte ich mir eine ordentliche Lebensmittelvergiftung zugezogen und dadurch Durchfall. So war für uns beide die Nacht in Ooty wenig erholsam.

Am nächsten Morgen ging es dann weiter mit dem Privatbus nach Mysore. Wie sich später herausstellte, unsere schlimmste Fahrt mit einem indischen Verkehrsmittel. Der Schaffner war betrunken, der Fahrer nahm die Serpentinen runter ins Flachland mit deart hoher Geschwindkeit, dass uns innerhalb kürzester Zeit extrem übel wurde. Unser Wunsch, kurz anzuhalten wurde abgelehnt und wir wurden angewiesen im Zweifelsfall halt die Fenster zu öffnen. Dumm nur, dass wir nur einen Fensterplatz hatten. Als wir dann endlich in sMysore ankamen, waren wir vollkommen am Ende unserer Kräfte. Zum Glück gab es direkt in der Nähe des Busbahnhofes eine ordentliche Unterkunft, die wir sofort nahmen und uns erst mal auskurieren konnten.


Am nächsten Tag begannen wir dann die zahlreichen Sehenswürdigkeiten Mysores zu erkunden. Wir begannen mit dem Devaraja-Markt, eines der lebhaftesten und farbenfrohsten Basare Indiens. Hier wird vor allem Obst verkauft, das die Händler vor ihren Ständen in kunstvollen Pyramiden aufschichten. Des weiteren kann man hier Gewürze, Gemüse, und Öle erwerben. Wenn mal als Tourist etwas kaufen möchte, muss man aber ordentlich feilschen können, ansonsten bezahlt man leicht das doppelte, im Falle der Öle gerne auch noch mehr. Wir haben einige Fläschchen erworben, der ursprüngliche Preis betrug 200 Rupien pro Flasche. Der Händler gab uns zu verstehen, dass absolut keinen Verhandlungsspielraum gäbe und dass er grundsätzlich keinen Touristenpreise nähme. Als wir dann so taten, als ob wir das Interesse an den Ölen verlieren würden, ging der Preis dann doch auf 130 Rupien runter. Kurze Zeit später wurde ich von einem anderen Händler angesprochen, der mir auch noch seine Öle verkaufen wollte. Um ihn abzuwimmeln, sagte ich ihm, dass wir schon welche gekauft haben und dass wir 100 Rupien bezahlt hätten. Darauf bot er mir seine für 60 Rupien an. Naja, wenigstens ist es gut zu wissen, wo das Preisniveau wirklich liegt.

Berühmt ist Mysore vor allem für seinen Palast, der direkt aus einem Märchen aus Tausend und einer Nacht entsprungen sein könnte. Zum Sonnenuntergang erstatteten wir ihm einen ersten Besuch, um ihn von außen in Augenschein zu nehmen, am nächsten Tag gingen wir dann ins Innere des Palastes. Besonders beeindruckend waren hier die Wandgemälde, die den Wendelgang um den zentralen Innenhof schmücken. Sie illustrieren die Vorgänge des Dussera-Festes von 1930. Die Bilder sind extrem genau ausgearbeitet, so kann man die Gesichtzüge von jeder dargestellten Person erkennen. Dementsprechend gibt es auch für jedes Bild eine Legende, die über die Name und Bedeutung der Personen aufklärt.

Jeden Sonntagabend werden die etwa 90000 Glühlampen, die auf der Fassade des Palastes angebracht sind, für eine Stunde eingeschaltet. Wir haben unseren Aufenthalt in Mysore extra so gelegt, dass wir diesem Ereignis beiwohnen können. Energetisch sinnvoll ist das ganze sicher nicht, aber gefühlt war die ganze Stadt auf dem Platz vor dem Palast versammelt, um dabei zu sein.

Von Mysore ging es dann weiter nach Hampi, meinen persönlich Reisehöhepunkt, doch jetzt müssen wir erst mal packen, so dass ich davon ein andermal berichten muss.

Liebe Grüße,

Sebastian

Dienstag, 21. Februar 2012

Gasteintrag: Indea II

Von Chennai sind wie schon erwähnt nach Mamalapurram gefahren. Mamalapurram ist ein kleines Fischerdorf, was aber aufgrund der zahlreichen historischen Tempelanlagen und dem besten Sandstrand der Westküste Indiens bei Touristen sehr beliebt ist. Zunächst war es sehr angenehm, mal wieder auf der Straße zu laufen, ohne um sein Leben fürchten zu müssen. Die Tempelanlagen waren auch sehr beindruckend. Mittem im Dorf gibt es einen Bereich, in dem sich rote Granitfelsen über das Dorf erheben und dort wurden im 4. Jahrhundert zahlreiche Höhlentempel mit sehr kunstvollen Reliefs in den Stein geschlagen. Auch dort zu finden ist der sogennate Butter Ball, eine riesige Granitkugel, die auf einer schrägen Fläche liegt und scheinbar jeden Moment ins Rollen geraten könnte. Dazwischen springen überall freilaufende Ziegen herum, die kein bisschen scheu sind. Ingesamt war die Atmosphäre dort sehr angenehm.

Von Mamalapurrum ging es dann weiter nach Puducherry, einer ehemaligen französischen Koloniestadt. Davon ist das Stadtbild immer noch sehr geprägt. Die Straßen tragen fast alle noch französische Namen und außerdem ist es ungewöhnlich sauber und ruhig für eine indische Stadt. Einen großen Einfluss auf die Stadt hat der Sri Aurobindo Ashram, eine ehemals spirituelle Glaubensgemeinschaft, die seinen Mitgliedern ein vollkommenes Leben ermöglichen sollte, die aber sehr gewachsen ist und heute auch die größte Wirkschaftkraft der Stadt ist. Höhepunkt war die Besichtigung einer Papierfabrik unter Leitung des Ashrams, in der man das Färben der Papiere mit Batiktechniken beobachten konnte.

Nächste Station unserer Reise war Chidambaram, eine ansonsten unbedeutende Kleinstadt, wenn es nicht eine gigantische Tempelanlage gäbe. Das 150m mal 300m große Areal wird von vier großen Tortürmen und einer Mauer begrenzt. Der größte Turm ist über 50m hoch, jeder einzelne ist mit hunderten Figuren verziehrt. Das eingentliche Heiligtum im Zentrum der Anlage ist von einer riesigen umlaufenden Säulenhalle umgeben. Außerdem gibt es ein großes Wasserbecken, in dem Pilger ein traditionelles Bad nehmen und ihre Kleidung waschen und eine Tanzhalle deren Dach von 1000 Säulen getragen wird. Am beindruckensten war aber das aktive Tempelleben. Regelmäßig wurden Götter unter Glockengeleut mit Büffelmilch übergossen, um sie milde zu stimmen, das Geschehen wurde jedesmal von hunderten betenden Hindus verfolgt. Ingesamt war dieser Tempel der beindruckentste, den wir bis jetzt gesehen haben.

Von Chidambaram haben wir noch einen kleinen Ausflug in die in der Nähe liegenden Mangrowenwälder gemacht. Dort angekommen haben wir uns spontan mit einer Gruppe indischer Touristen zusammen getan und eine gemeinsame Bootstour gebucht. Dort ging es auf winzigen Kanälen unter den tiefhängenden Mangrowen durch, so dass man sich ständig ducken musste, um nicht hängen zu bleiben. Die Tour war sehr kurzweilig, schon weil unsere indischen Begleiter uns die ganze Zeit mit indischen Volksliedern unterhalten haben.

Von dort ging es weiter nach Thanjavur, doch gleich wird das Internet abgeschaltet, so dass ich davon ein andermal berichten muss.

Samstag, 11. Februar 2012

Gasteintrag: erste Eindrücke

Wie ich in meinem letzten Eintrag erwähnt habe, sind meine Mutter und mein Bruder aufgebrochen, um mich hier zu besuchen. Hier ein paar Eindrücke von Sebstian:
Inzwischen sind wir in Indien angekommen und haben die ersten Tage auch schon überlebt. Chennai, die Stadt in der wir uns gerade noch befinden, ist vor allem laut, heiß, und chaotisch. Aber man gewöhnt sich relativ schnell daran. Die ersten drei Tage musste meine Schwester noch arbeiten, deswegen habe ich sie die ersten zwei Tage mit in ihre Schule für geistig behinderte Kinder begleitet. Da einer der Lehrerinnen von Tabeas Klasse fehlte, wurde ich gleich mit eingespannt. Einer der ersten Aktivitäten an diesem Tage war ein Spaziergang durch die Straßen Chennais. So habe ich meinen erste große Runde durch eine indische Stadt mit zwei behinderten Kindern an der Hand gedreht. Das war gar nicht so einfach, da es in Indien wohl nur eine Verkehrsregel gibt, an die sich tatsächlich gehalten wird: Wer die größte Hupe hat, darf fahren. Theoretisch herrscht hier Linksverkehr, in der Praxis fahren die Leute aber dort, wo Platz ist. Man kann sich sicher sein, wenn irgendwo in einem der zahlreichen kleinen Gassen ein Auto stecken bleibt, dass dann sofort ein Rudel Mopedfahrer auf beiden Seiten hervorgeschossen kommt. Doch zurück zur Schule. Einer großen Projekte der Schule ist zur Zeit, mit Kindern ein Theaterstück aufzuführen. Deswegen finden jeden Tag mehrere Proben statt, wenn nicht gerade wieder der Strom ausgefallen ist. Da am zweiten Tag die Cheffin des ganzen Schulverbandes da war, vor der das Kollegium sehr viel Respekt hat, gab es sogar eine Aufführung. Das Projekt ist jedenfalls sehr ehrgeizig, da die meisten Kinder nicht einmal Sprechen können. Dementsprechend anstrengend ist der Alltag dort auch.

Am zweiten Tag wurden wir über die Schulleiterin zu einer indischen Hochzeitsempfang eingeladen. In Indien dauern die Heiratsfeierligkeiten mehrere Tage an, der besagt Empfang ist aber die vermutlich am wenigsten feierlichste Veranstaltung. Da werden vorallem entfernte Bekannte und Verwandte eingeladen und der Gastgeber kann zeigen wie wichtig er ist. Da bei unserer Hochzeit jemand sehr reiches geheiratet, war das auch eine richtige Großveranstaltung mit bestimmt 500 Gästen. So ein Empfang folgt einem festen Protokoll, als ersten treffen sich alle im Saal, dann gehen alle einmal auf die Bühne, um dem Brautpaar zu gratulieren, anschließend geht man in den Essenssaal und bekommt eine indische Mahlzeit serviert. Nach einer Stunde war schon alles vorbei.

Indisches Essen ist ein Kapitel für sich. Es gibt defakto hier kein Fleisch. Reis oder Brot mit Curries (stark gewürzte Soßen mit Gemüse) sind die Norm. Außerdem wird grundsätzlich mit den Fingern gegessen, was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Man durschmischt sich mit Fingern der rechten Hand die Soße mit dem Reis, formt dann kleine Klümpchen und schiebt sich diese in den Mund. Die linke Hand ist unrein und darf auf keinen Fall benutzt werden.

Heute wird unser Aufenthalt in Chennai enden, wir brechen dann gleich nach Mallalampuram und von dort aus dann nach Richtung Madurai. Da wird es dann hoffentlich auch etwas ruhiger.

Liebe Grüße aus dem sonnigen Indien

Sonntag, 5. Februar 2012

Was gibt´s denn zu erzählen?

 
Ich hab mich ja jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gemeldet, da wird es wohl doch mal wieder Zeit, etwas von mir hören zu lassen.
Die letzte Zeit war geprägt von anstrengenden Theaterproben in der Schule, vielen neuen Bekanntschaften und Vorfreude auf den nahenden Besuch von Mama und Sebastian.
     Unser Theaterstück handelt von der Erschaffung des Universums bis zur Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Jedes Kind hat mindestens eine kleine Rolle bekommen, was mich sehr erfreut. Zu Beginn dachte ich, dass es fast unmöglich sein würde, so etwas mit unseren Schulkindern zu machen. Doch ich war positiv überrascht, wie schnell sie sich einprägen, welche Rolle sie spielen müssen. Natürlich werden sie trotz alledem tatkräftig von uns Lehrern unterstützt, ansonsten wäre das Ganze tatsächlich nicht realisierbar. In einem Monat ist es dann soweit: wir werden unser Stück vor einem Publikum, bestehend aus den stolzen Eltern und sonstigen Fans, zum besten geben. Bis dahin liegt aber noch eine ganze Menge Arbeit vor uns. Kostüme müssen genäht werden, Kulissen gebaut und es muss noch an den Einzelheiten des Verlaufes geschliffen werden.
     Ich gehe immer noch begeistert zweimal wöchentlich zum Tanzen. Es ist so schön unter jungen Leuten zu sein und mittlerweile habe ich schon ein paar Kontakte knüpfen können.
     Übermorgen ist dann der große Tag: Mama und Sebastian werden spät abends hier bei mir eintreffen. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen, dass sie hier, in diese komplett anderen Welt reinstolpern werden. Ich freue mich schon sehr darauf, ihnen mein Leben hier ein bisschen zeigen zu können, aber die beiden wollen natürlich auch ganz viele Sehenswürdigkeiten in Südindien abklappern.
Vorletztes Wochenende haben wir einen Ausflug in die 530 km südlich gelegene Kleinstadt Kodaikanal gemacht. Weil wir ziemlich spontan gefahren sind und weil gerade Feiertag war, haben wir geschlagene 24 Stunden für die Hinfahrt gebraucht. Für den Rückweg haben wir nur 12 Stunden benötigt. Die anstrengende Fahrt hat sich aber gelohnt. So haben wir das Erntedankfest „Pongal“ in einem sehr idyllischem Umfeld verbracht. Hier ein paar Impressionen:
traditionell wird die Süßspeise Pongal zubereitet

großes Tohuwabohu um die Touristen



 


 


 



 
 

unsere Behausung...

...und der Blick, wenn man die Tür öffnet



Mittwoch, 11. Januar 2012

Ich will was erleben!

Hallo meine Lieben,
Nachdem ich Weihnachten überraschend großzügig bedacht wurde und mich das Heimweh ordentlich gepackt hat, bin ich zum Glück gleich losgezogen, um Indien ein Stückchen weiter zu entdecken und nicht in zu große Trauer zu verfallen.
Also ging es los: eine Woche durch Südindien.

Julias Familie ist über Weihnachten gekommen und so haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht. Am 25. war Weihnachten für mich abgehakt und ich war wirklich ganz froh Ablenkung zu haben.
Zuerst ging es mit dem Flugzeug nach Bangalore. Kaum zu glauben, wie schnell man heute von einem Ort zum anderen gelangen kann. Wenn ich daran denke, wie lange ich mit dem Zug gebraucht habe, ist das schon ziemlich seltsam, dass wir nach einer Stunde Flug schon da waren.
Einkaufsstraße in Bangalore


So schnell wie er gekoimmen ist, war er auch wieder weg: ein Elefant mitten auf der Hauptstraße.
Dort waren wir nur einen Nachmittag, dann ging es auch schon weiter. Pünktlich zum Sonntagabend erreichten wir Mysore und konnten den Palast bestaunen, der für eine Stunde wunderbar beleuchtet wurde.
Nach einem königlichen Abendessen und einer Nacht in einem sehr komfortablen Hotel, haben wir den Palast auch noch von Innen unter die Lupe genommen, leider war das Photographieren mal wieder untersagt.
Mysre ist bekannt für sein duftendes Sandelholzöl

Am nächsten Tag ging es dann auf nach Madikeri. Den Zug dorthin haben wir geradeso noch erwischt und konnten dann eine Zugfahrt mit sehr schönen Ausblicken genießen. In Madikeri haben wir eine ereignisreiche Wandertour gemacht und sind unter anderem auf einem Trampelpfad einen Wasserfall hoch gelaufen. Abenteuer pur!
 
Eine wacklige Angelegenheit.


Überall Weihnachtssterne.


Da sind wir trotz Warnung (mit Totenkopf) hochgekrakselt.
Die ganze Truppe zusammen.
Es gibt kein zurück mehr.

Im nächsten Moment bin ich übrigends abgerutscht und hing mit meinem ganzen Gewicht an seinem Arm über der "Schlucht".


Am Abgrund.

Drei mal dürft ihr raten, worum es sich hierbei handelt...
... ist doch klar...

...um eine Demonstration der Kommunsiten.

Gewürze wie im Bilderbuch, der Duft war unbeschreiblich.


In den folgenden Tagen waren wir im Bundesstaat Kerala, der für seine wunderschöne Natur berühmt ist und haben eine Bootstour gemacht. Ich denke, dass die Bilder für sich sprechen.
Ohäää.



Genau das Gegenteil vom hektischen Chennai.


Was für eine Abendstimmung.
Danach ging es auch schon wieder ab nach Hause. Dort habe ich mich über Silvester um meine Freundin gekümmert, die schon über einen längeren Zeitraum sehr hohes Fieber hatte. Das neue Jahr habe ich zugegebener Maßen verpasst, weil wir uns dann doch entschlossen hatten ins Krankenhaus zu fahren, als das Fieber bei 41°C angekommen war. Also Silvester war nicht so toll. Meiner Freundin geht es mittlerweile aber wieder wesentlich besser. Sie ist noch etwas schwach, aber es geht auf jeden Fall aufwärts.
Seid lieb gegrüßt!