Montag, 21. November 2011

Dies und Das


Soo, bevor meine allerliebste Mutter vollkommen die Nerven verliert, weil ich mich nicht melde, schreib ich doch mal wieder was auf meinem Blog.

Ich kann es kaum fassen, dass ich mich mittlerweile schon fast zwei Monate in diesem „fremden“ Land befinde. Aber ich habe mich inzwischen so gut eingelebt, dass ich von einem Alltag sprechen kann und mich nicht mehr unbehaglich fühle, wenn ich allein unterwegs bin. Wie eigenartig es mir doch erscheint, dass ich während meines einmönatigen Austausches nicht einmal allein ans Ende der Straße gehen durfte.
Das Schöne ist, dass ich inzwischen wirklich so etwas wie Heimatgefühl für mein kleines Viertel hier in Chennai entwickelt habe. Des öfteren werde ich gefragt, wie es denn so ist, in so einer riesigen Metropole zu leben, ob man da nicht total untergeht. Von Anonymität der Großstadt ist in meiner Gegend aber keine Spur. Auf meinem fünf minütigen Arbeitsweg, kommt es nicht selten vor, dass ich von einem Rikschafahrer, der dort jeden Morgen steht und dort von dem Schneider und dort von dem Obstverkäufer gegrüßt werde. In diesen Momenten kommt mir das hier doch alles eher wie ein Dorf vor, wo jeder jeden kennt. Nun gut uns kennt wahrscheinlich sowieso fast jeder in unserem Viertel. Das wurde uns aber schon in den ersten Wochen bewusst, als wir öfter einfach so auf der Straße angesprochen wurden „Ihr seid doch die fünf Mädchen aus Deutschland?“ - „Jaaa, und wer sind Sie?!“
Neuigkeiten verbreiten sich hier einfach wie ein Lauffeuer.
Ich freue mich immer wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich wieder etwas Neues entdecke, was ein Tourist vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick bemerkt. So habe ich erst heute erfahren, dass die Frau immer auf der rechten Seite des Mannes laufen sollte, weil dies die Seite seines Herzens ist und sie somit für immer in seinem Herzen bleiben wird - schmacht. Oder, dass es kein bisschen unhöflich ist, sich nicht zu bedanken, sondern, dass das mit dem hinduistischen Glauben zusammenhängt und nichts damit zu tun hat, jemanden vor den Kopf stoßen.
Schon recht früh wurde uns klar, dass Äußerlichkeiten wie Schmuck ein absolutes Muss sind. Eine Frau ohne Ohrringe?! Unvorstellbar. So wurden wir des öfteren darauf angesprochen, warum wir denn so wenig Schmuck tragen und dass wir unbedingt Ohrringe reinmachen sollten. Da tut mir unsere gute Jana etwas leid, sie muss sich immer und immer wieder dafür rechtfertigen, dass sie keine Ohrlöcher hat.
Etwas Lustiges hat sich auch neulich zugetragen: Da wurde Marie doch tatsächlich gefragt (auch wenn eher scherzhaft), ob sie schwanger wäre. Der Grund? Weil sie so viele Armreifen trägt, das würden sonst nur schwangere Frauen tun.

Dieses Wochenende waren wir in Mammalapuram, dort waren wir schon mal vor einiger Zeit.
Diese Kleinstadt ist einfach ein Ort der Ruhe und Entspannung. Wir haben jede Menge neue Leute kennengelernt und hatten sehr viel Spaß. Erstaunlich war, dass uns einige Menschen darauf angesprochen haben, ob wir schon einmal dagewesen sind, wir scheinen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.

Viele meiner Kollegen nehmen gerade an einer Weiterbildung teil, deshalb ist bei meiner Arbeit zur Zeit nicht besonders viel los. Heute waren wir drei Schüler und drei Lehrer in der Klasse und die Arbeitszeiten sind auch vorübergehend verkürzt. So habe ich die Möglichkeit den mit den Freitag freizunehmen. Deshalb werde ich mich am Donnerstag nachmittag nach Bangalore aufmachen, um meine indische Freundin für drei Tage zu besuchen, die durch den Austausch einen Monat bei uns verbracht hat. Auch wenn ich mich schon sehr darauf freue, habe ich ziemlich Bammel vor der siebenstündigen Fahrt dorthin. Lezte Woche habe ich das Ticket gebucht und hatte das große Glück mit jemand Einheimischen zum Bahnhof gegangen zu sein. Zuerste wurden wir von einem Ort zum Nächsten geschickt und dann musste ich ein Formular ausfüllen, dass es auf Tamil und Hindi gab – na Prost Mahlzeit!

Soo, das wars erst einmal von mir, tut mir leid, dass ich mich nicht so oft melde, aber so langsam kehrt hier halt einfach der Alltag ein, da gibt es nun einmal nicht mehr so viel zu berichten.
Seid lieb gegrüßt